Der in der Winterzeit auf vielen Fensterbänken zu findende Weihnachtsstern, Euphorbia pulcherrima, verdankt seine Beliebtheit einer konsequent verfolgten Geschäftsidee:
Der aus Magdeburg stammende Lehrer Albert Ecke kehrte 1902 mit Frau und vier Kindern seinem Heimatland den Rücken. Der Versuch, in Baden-Baden mit einem Sanatorium für Vegetarier zu Wohlstand zu kommen, ließ sich nicht verwirklichen. Also reiste die Familie zunächst in die USA, um von dort weiter auf eine Pazifik-Insel zu ziehen. Auf Samoa oder den Fidschi-Inseln sollte es noch einmal mit einem Sanatorium versucht werden. Dem standen jedoch wirtschaftliche Probleme entgegen. Nach einigen Wirren ließ sich die Familie in Hollywood nieder und Albert Ecke produzierte auf einer eigenen Ranch Milch, Obst und Gemüse.
Der aufmerksame Ecke bemerkte bald die zahlreichen wild wachsenden Poinsettien, aus den tropischen Wäldern Mittelamerikas stammende Wolfsmilchgewächse. Um die Weihnachtszeit verfärbten sich die Hochblätter dieser Pflanze leuchtend rot. In Mexiko war die Poinsettie zu dieser Zeit als »Flor de Nochebuena« (Blume der Heiligen Nacht) als Dekoration sehr beliebt. Alberts Sohn Paul Ecke I beschloß, dies auch in den USA populär zu machen und die in der Umgebung verwilderte Euphorbia pulcherrima unter der Bezeichnung »Christmas Star« als Schnittblumen zu vermarkten.
Dieser Idee war ein grandioser Erfolg beschieden. In zwei eigens zu diesem Zweck eröffneten Läden auf dem Sunset Boulevard und Hollywood Boulevard wurden »Christmas Stars« verkauft und zahlreiche Gärtnereien und Floristen in ganz Kalifornien beliefert.
Paul Ecke II studierte an der Ohio State University Gartenbau, bevor er als Geschäftsführer in den vom Großvater gegründeten Betrieb einstieg. Er forcierte die Topf-Kultur von Euphorbia pulcherrima im Gewächshaus, den die Bemühungen zahlreicher Züchter ermöglichten.
Seit den Fünfzigern des vergangenen Jahrhunderts eroberte der »Weihnachtsstern« auch Europa. Insbesondere deutschen Züchtern ist die Erzeugung von Sorten gelungen, welche ganzjährig im Zimmer stehen und bei entsprechender Pflege pünktlich zu Beginn der Adventszeit zur "Blüte" gebracht werden können. Wobei ja das, was uns zuerst als Blüte erscheint, nur die farbige Brakteen (Hochblätter) sind. Diese dienen bestäubenden Insekten als »Wegweiser« zu ihrem eigentlichen Ziel.
Und wenn wir uns die Mühe machen und zwischen den mittlerweile auch in gelb, weiß, rosa bis tief dunkelrot gezüchteten Brakteen nach der eigentlichen Blüte suchen, finden wir zu unserer Überraschung kleine, lebhaft bunte »Aliens«, die uns mit ihren gestielten Augen freundlich anblicken. Nun können wir das Geheimnis um die Herkunft der Außerirdischen als gelüftet betrachten: Sie stammen vom Weihnachtsstern .