Besonders bei einem moderaten Schädlingsbefall ist der Griff zur Giftspritze nicht unbedingt nötig. Zahlreiche Rezepte für die unterschiedlichsten Hausmittel finden sich in diversen Gartenbüchern, aber auch im Erfahrungsschatz älterer Gartenfreunde. Gerade letztere Zubereitungen werden jedoch oftmals fehlerhaft übermittelt oder sind nicht ohne Probleme für den Einsatz am Bonsai geeignet.
Besonders dem Einsatz ölhaltiger Spritzmittel gegen Blattläuse stehe ich äußerst skeptisch gegenüber. Häufig wird bei Blattlaus-Befall ein Spritzmittel auf der Basis von Weißöl oder Neemöl geraten. Auch Mischungen aus Rapsöl, Spiritus und Schmierseife werden nicht selten empfohlen. Die Öle sollen die Atemwege der Läuse verstopfen - was sie auch zuverlässig tun. Allerdings verstopfen sie ebenfalls die Spaltöffnungen der Blätter, welche die Pflanze zum Austausch von Wasser und Gas benötigt.
Der Kaltauszug aus Brennessel, auch Brennessel-Brühe genannt, eignet sich gut bei einem leichten Befall mit Blattläusen. Zur Herstellung des Kaltauszuges benötigst Du ein Kilogramm frische Brennnesseln (Große Brennnessel, Urtica dioica). Zur Ernte und Verarbeitung der Pflanze solltest Du Handschuhe tragen!
Die Brennnesseln werden grob zerkleinert und mit 10 Litern kaltem Wasser übergossen. Nach 24 Stunden wird der Auszug durchgeseiht und kann nun mit einer Gießkanne ausgebracht werden. Möchtest Du den Auszug spritzen, solltest Du die Brühe besser filtern. Ein Kaffeefilter in einem passenden Trichter leistet hier gute Dienste. Der Brennnessel-Auszug ist nicht lange haltbar, Du solltest ihn innerhalb eines Tages verbrauchen.
Der Kaltauszug des Wermutkrautes, Artemisia absinthium, hilft gegen Läuse und Raupen. Zur Bereitung des Auszuges benötigst Du 30 Gramm getrocknetes Wermutkraut, erhältlich in Apotheken und gut sortierten Drogerien. Das Wermutkraut wird mit 10 Litern kaltem Wasser angesetzt und muß 24 Stunden ziehen. Der abgeseihte Auszug wird gegossen, zum Spritzen solltest Du ihn genau wie den Brennnessel-Auszug noch einmal filtern. Auch die Wermut-Brühe ist nicht lange haltbar und sollte umgehend verwendet werden.
Grundsätzlich müssen die Kaltauszüge von den Jauchen unterschieden werden. Jauche entsteht, wenn die Pflanzenteile über einen längeren Zeitraum im Wasser verbleiben und bei ausreichender Wärme zu gären beginnen, wobei es zu erheblichen Geruchsbelästigungen kommt. Durch die Gärung werden auch schlecht lösliche Substanzen wie beispielsweise Kieselsäure aus den Pflanzen gelöst. Jauchen dienen in erster Linie als Dünger und Stärkungsmittel, besitzen aber in der Bonsaikultur keinen hohen Stellenwert. Zur Kräftigung und Blattdüngung können aber Jauchen von Brennnessel oder Ackerschachtelhalm verwendet werden.
Zur Bereitung der Jauche werden etwa 1 Kilogramm frische Pflanzenteile mit 10 Litern kaltem Wasser in einem Weithals-Faß angesetzt. Die Öffnung wird mit Gaze verschlossen, um Tiere fernzuhalten. Bei warmer Witterung muß der Ansatz nun mindestens 10 Tage gären, wobei der Faßinhalt täglich umgerührt werden sollte. Sobald die Mischung nicht mehr schäumt, ist die Jauche fertig vergoren und kann nun gut gefiltert mit 100 Litern Wasser verdünnt als Blattdüngung gespritzt werden.