40 Jahre Bonsai-Zentrum Münsterland? Nicht ganz. 40 Jahre Bonsai von Wolfgang Klemend und seiner Familie wäre richtig. Ursprünglich war es das Bonsai-Zentrum Münster, bis es in dem kleinen Ladenlokal in der Innenstadt zu eng wurde. So fanden auch die Bonsai endlich ihren »westfälischen Frieden« und durften 2007 in ihr neues Domizil nach Ascheberg ziehen.
Hier besteht seitdem die Möglichkeit, auf 5000 Quadratmeter Fläche im Freien und im Gewächshaus eine große Auswahl an Bonsai von der Jungpflanze bis zum Solitär zu präsentieren, im großzügigen Verkaufsraum nicht nur Schalen aus Japan, China und von deutschen Keramikern sondern auch Werkzeuge, Bücher, Substrate und Dünger anzubieten und ein einem weiteren lichtdurchfluteten Raum Schulungen und Ausstellungen durchzuführen.
Die »Ascheberg-Ausstellung«, Hai Yama Ten (灰山展), habe ich seit 2007 nahezu regelmäßig besucht. Nicht immer mit der Fotokamera, aber immer mit viel Freude. Ist es doch eine gute Möglichkeit, zum Frühlingsbeginn endlich wieder frische Luft zu schnuppern, Bonsai zu betrachten, Freunde zu treffen und einige Besorgungen zu machen. Welcher Bonsaifreund geht nach dem Besuch einer derartigen Veranstaltung denn auch mit leeren Händen nach Hause?
Über meine diesjährigen Einkäufe möchte ich heute den Mantel des Schweigens breiten, aber einige der ausgestellten Bäume werde ich Euch nicht vorenthalten:
Eine Felsenform mit mehreren Chinesischen Wacholdern aus dem Besitz des Bonsai-Zentrums Münsterland war meiner Meinung nach das Glanzstück der Ausstellung.
Aber nicht nur Bäume aus dem Bestand des Bonsai-Zentrums und dem Besitz der Familie Klemend wurden ausgestellt, auch Freunde und langjährige Kunden des Hauses waren eingeladen, ihre Bäume zu präsentieren. Hier einige weitere Stücke:
Bei dieser Amerikanischen Ulme bedarf es eines zweiten Blickes, um ein besonderes Detail zu entdecken.
Wenn man den kleinen Vogel, eine hübsche Arbeit aus Bronze, erst einmal gesehen hat, fällt der Blick bei jedem Gang durch die Ausstellung direkt darauf. »Tenpai« nennt man derartige Skulpturen, die oftmals als Akzent einen Bonsai begleiten und eine kleine Geschichte erzählen, wenn man sich in die Präsentation vertieft.
Nur mit diversen Ahorn-Arten ist es möglich, einen derartigen Wurzelansatz zu erreichen. Auch wenn es nicht jeder mag, weil derartige Bonsai ein wenig gedrungen und unnatürlich wirken: Bei diesem Baum ist die langwierige Arbeit sehr gut gelungen.
Die aus Japan stammende Kerbbuche, Fagus crenata, besitzt eine besonders helle Rinde, welche beständig glatt bleibt und keine Borke bildet. Ein solcher feinverzweigter Bonsai wird idealerweise vor dem Austrieb der Blätter gezeigt. Bei der Gestaltung wird zumeist auf das Drahten der Äste und Zweige verzichtet und die Form lediglich durch geduldigen regelmäßigen Schnitt herausgearbeitet, um die empfindliche Rinde zu schonen.
Eine Buche ist Carpinus betulus keineswegs, vielmehr gehört die Hainbuche zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae). Der laubabwerfende Strauch oder kleine Baum ist in Europa und Westasien heimisch und zumeist als Heckenpflanze bekannt. Die große Schnittverträglichkeit und Robustheit dieser Pflanzenart prädestiniert sie zur Gestaltung als Bonsai und ist sowohl bei Anfängern als auch gestandenen Profis recht beliebt.
Eiben finden sich in allen gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel. In Europa ist lediglich die Gemeine Eibe, Taxus baccata, heimisch. Kenner der Sage um Robin Hood wissen, dass aus dem zähen und elastischen Holz dieser Bäume die englischen Langbögen gefertigt wurden. Und Bonsaifreunde wissen, dass sich das harte und witterungsbeständige Holz sehr gut zur Totholzbearbeitung eignet, wie man es darüber hinaus lediglich bei den Wacholderarten findet.
Einer meiner langjährigen Freunde präsentierte eine Zwergmispel. Dieser »Großstadt-Yamadori« wuchs ursprünglich in einer unbeachteten Ecke eines Firmengeländes und mußte einem Neubau weichen. Viele Jahre gingen ins Land, bis die stark geschädigte Pflanze von verrottetem Holz befreit und in diese kühn geschwungene Form gebracht werden konnte. Hier zeigt sich die keineswegs kleine Zwergmispel endlich als vitaler Bonsai mit einem Stamm, welcher durch die Gestaltung des toten Holzes besonderes Augenmerk verdient.
Diese Hainbuchenart ist in Korea, China und Japan heimisch. Hier wird das harte Holz dieser Baumart nicht selten zur Herstellung von Möbeln verwendet. Ein Ende als Tisch oder Stuhl bleibt diesem Exemplar erspart. Schlangenartig winden sich Äste und Zweige des dreistämmigen Bonsai hin und her. Diese lebhafte Gestaltung läßt sich lediglich vor dem Austrieb der Blätter genau erkennen, bevor das Laub eine nahezu blickdichte Krone bildet.
Mit einem Wacholder hat mein kurzer Bericht begonnen, mit einem Wacholder endet er. Wer nun denkt, ich hätte mich durch die komplette Ausstellung getrunken, irrt jedoch. Auch wenn ich einen guten Tropfen durchaus zu schätzen weiß: Wacholder mag ich lieber in der Bonsaischale als im Glas.
Wie das erstgezeigte Exponat handet es sich bei diesem Bonsai um »Ishizuke«. Die Bäume wachsen lediglich in Spalten und Vertiefungen des Steines und müssen mit geringen Substratmengen auskommen. Daher bedürfen diese Bonsai einer besonders aufmerksamen Pflege, denn die kleine Menge Erde, die den Wurzeln zur Verfügung steht, trocknet schnell aus.
In der warmen Jahreszeit werden derartige Gestaltungen nicht selten auf einem flachen Tablett, »Suiban« genannt, aufgestellt. Dieses Tablett wird entweder mit nur mit Wasser oder ständig nass gehaltenem Sand gefüllt. Die stete Verdunstung erhöht kleinräumig die Luftfeuchtigkeit für den Baum.