Auch im Mai 2011 stellten die im Regionalverband Bonsai Nordrhein-Westfalen e.V. organisierten Arbeitskreise ihre Bonsai in der Orangerie des Gruga-Parkes in Essen aus.
Zahlreiche Bonsaifreunde aus NRW präsentierten ihre schönsten Bäume, einige wenige Fotos möchte ich Euch zeigen:
Zuerst einmal ein beeindruckender Fächer-Ahorn in streng aufrechter Gestaltung. Diese Form, auf japanisch Chokkan (直幹) genannt, gilt aufgrund ihrer Strenge als besonders schwer zu gestalten. Wenn man genau hinschaut, stellt man fest, daß der Stamm dieses Baumes nicht absolut gerade ist, wie es eigentlich gefordert wird. Allerdings zeigt er auch nicht die Leichtigkeit des Moyōgi (模様木), Bonsai in frei aufrechter Form. Dies tut der Qualität der Gestaltung in meinen Augen jedoch keinen Abbruch. Die Bewerter schienen das ebenso zu sehen, denn der Baum wurde mit einem Preis der Jury ausgezeichnet:
Der Ahorn-Kultivar Acer palmatum 'Coonara Pygmy' hat im Sommer sattgrüne Blätter, welche im Herbst eine leuchtend gelbe Färbung annehmen. Hier gestaltet zu einer schönen Gruppe:
Diese Hainbuche, Carpinus betulus, besitzt einen mächtigen Stamm, welcher eine sehr unsymmetrische Krone trägt. Wir finden in diesem Bonsai Elemente des Shakan (斜幹, geneigter Stamm) und des Moyōgi vereint, wobei der Baum aber im momentanen Zeitpunkt der Gestaltung beiden Stilarten nicht entspricht. Ich sehe einen alten, mächtigen Baum, welcher im Sturm einen großen Teil seiner Krone eingebüßt hat, aber sich voller Vitalität behauptet und noch vielen Unwettern trotzen wird.
Eine Hinoki-Scheinzypresse oder Muschelzypresse, Chamaecyparis obtusa gestaltet als Bonsai im streng aufrechten Stil. In Japan wird dieser Baum Hinoki (檜) genannt und liefert wertvolles Bauholz für Tempel und Schreine. In Europa hingegen sind eher die zwergenhaften Zuchtsorten wie beispielsweise Chamaecyparis obtusa 'Nana Gracilis' bekannt. Die lediglich einen Meter hoch wachsenden Sorten werden nicht selten als Kübelpflanzen oder zur Grabbepflanzung verwendet. In gut sortierten Baumschulen findet man daher geeignetes Rohmaterial zur Bonsaigestaltung.
Der Eingriffelige Weißdorn, Crataegus monogyna, ist zur Blütezeit ein beeindruckender Bonsai. Hier aber lenken uns keine Blüten ab und wir betrachten einen gespaltenen Stamm:
Ginkgo biloba, der Fächerblattbaum, ist ein lebendes Fossil und die einzige noch existierende Art einer Pflanzenfamilie, die bereits vor weit mehr als 200 Millionen Jahren auf allen Kontinenten vorkam. Heute finden sich die letzten natürlichen Vorkommen des Fächerblattbaumes in den chinesischen Provinzen Chongqing und Guizhou. Vor etwa 1000 Jahren verbreitete sich der Baum als Tempelbaum von Südchina über Korea auch nach Japan. Die chinesischen Schriftzeichen 銀杏 bedeuten »silberne Aprikose« und wurden von Japanern als Ginkyō gelesen. Diese Bezeichnung wurde von Carl von Linné als Gattungsbezeichnung übernommen. Seit etwa 100 Jahren schätzt man weltweit die Widerstandsfähigkeit des Ginkgo biloba sowohl gegen Schädlingsbefall als auch Umweltverschmutzung. Daher wird nicht selten in städtischen Grünanlagen und sogar als Straßenbaum gepflanzt.
Mir ist keine größere Bonsai-Sammlung bekannt, welche nicht mindestens einen Fächerblattbaum enthält. Gestaltet wird Ginkgo biloba in allen aufrechten Stilarten.