»Bonsai Faszinationen« ist der Titel der Ausstellung, die der Bonsai-Club Deutschland e.V. im Rahmen seiner jährlichen Hauptversammlung veranstaltet, seit 2015 ergänzt durch die »Shohin Passion«, der großen Show der kleinen Bäume und wertvollen Stücken der Deutschen Suiseki Gesellschaft.
Für 2017 hatte man Hameln als Veranstaltungsort gewählt und der Bonsaiarbeitskreis Weserbergland übernahm die Ausrichtung. Mit großen Enthusiasmus, hervorragendem Organisationstalent und gewaltigem Arbeitseinsatz gelang dem AK ein rundum gelungenes Event. Ich hatte aber auch nichts anderes erwartet, denn bereits die wegweisende Veranstaltung in Bad Oeynhausen im Jahre 2006 hat dieser AK gestemmt.
Einige Exponate der Bundesausstellung möchte ich Euch nicht vorenthalten und beginne gleich mal mit einem Preisträger:
Die weiteren Preisträger überlasse ich aber den Profis. Erstens machen diese deutlich bessere Fotos als ich und dem vom BCD herausgegebenen Bildband möchte ich natürlich auch nicht vorgreifen.
Gut gefallen hat mir die oben gezeigte Hänge-Birke. Der späte Ausstellungstermin ermöglicht es, den Baum unbelaubt zu zeigen und so läßt sich die Bewegung der Äste und Zweige besonders gut erkennen. Unter Betula pendula als Bonsai gibt es ein paar Tipps zur Pflege.
Die Hainbuche ist aufgrund ihrer hohen Schnittverträglichkeit im allgemeinen unproblematisch zu gestalten. Dennoch erfordert es viel Geduld und Kunstfertigkeit, einen so gelungenen Wurzelansatz herauszuarbeiten. In goldener Herbstfärbung erscheint der Baum besonders interessant.
Eine Asiatische Kornelkirsche habe ich bisher noch nie gesehen, hier eine äußerst gelungene Präsentation mit einem gewissen Augenzwinkern.
Auf keiner Bonsai-Ausstellung fehlt ein Chinesischer Wacholder. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind ungezählt. Hier ein Baum mit gut herausgearbeitetem Totholz, welches die Geschichte eines abwechslungsreichen Lebens erzählt.
Eine Europäische Lärche mit ausdrucksvollem Stamm. Der Beisteller folgt der Bewegung des Bonsai…
Reichlich Totholz auch an der oben gezeigten Bergkiefer, welche sehr phantasievoll gestaltet und wirkungsvoll in Szene gesetzt wurde.
Harfensträucher? Sind mir vollkommen unbekannt. Auf dem Schild vor diesem sukkulenten Bonsai war als deutsche Bezeichnung »Weihrauch« angegeben, was für meine Recherchen aber auch nicht zielführend war…
Dieser Granatapfel-Bonsai ist ein gutes Beispiel für das Prinzip »Weniger ist mehr«. Eine einzelne hochreife Frucht symbolisiert das unweigerliche Ende des Sommers, lockt uns aber noch mit leuchtender Farbe und verspricht einen köstlichen Genuß.
Ein echter »Hingucker«: Wen wundert es, daß diese Frucht im gesamten Ausstellungsverlauf von zahlreichen Makroobjektiven bedrängt wurde?
Die auch »Oktoberle« genannten Pflanzen sind die idealen Beisteller (Shitakusa) einer Bonsaipräsentation im Herbst.
Als Shohin (小品盆栽, japanisch für »kleines Ding«) werden Bonsai bis zu einer Maximalgröße von 25 Zentimetern bezeichnet. Die Gestaltung solch kleiner Bäume ist eine besondere Herausforderung.
Shohin werden in der Regel nicht als einzelne Bäume präsentiert, sondern als »Gruppe« in einem Display arrangiert. Hier das Display von Roland Schatzer, einem erfahrenen Shohin-Gestalter. Er ist Autor des bislang einzigen in Europa verlegten Fachbuches zu diesem speziellen Thema: Sein Werk »Bonsai Shohin Passion« ist eine wertvolle Hilfe für jeden, der sich mit der Gestaltung besonders kleiner Bonsai beschäftigen möchte.
Abschließend noch ein Foto zu den dritten Sujets der Veranstaltung: Suiseki (水石, japanisch für »Wasser und Stein«). Der Begriff bezeichnet einerseits die Kunst, einen besonders geformten aussagekräftigen Stein ansprechend zu präsentieren, andererseits aber auch die Steine selbst, welche bei uns auch »Gelehrten-« oder »Betrachtungssteine« genannt werden.
Genauso wie die Kunst des Bonsai stammt die Tradition des Suiseki ursprünglich aus China. Allerdings hat sie bereits vor langer Zeit den Weg nach Japan gefunden. In den westlichen Zivilisationen sind die »Betrachtungssteine« außerhalb der Bonsai-Clubs noch nahezu unbekannt. Ich bin mit diesem Thema nicht vertraut genug, um auch nur eine oberflächliche Einführung verfassen zu können. Die Deutsche Suiseki Gesellschaft wächst allerdings langsam und mehr und mehr Exponate werden zumeist bei diversen Bonsai-Events der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Begleitende Vorträge erläutern Geschichte und Bedeutung dieser Steine.